Siehe doch, ich wohne in einem Haus aus Zedern, während die Lade Gottes in dem Zelt wohnt. 2. Sam 7, 2
Siehe das Zelt Gottes bei den Menschen. Offb 21,3

spirit of change?

Wo bleibt der beschlossene Wandel? Wo sieht man den Bruch?

Ce n'est pas une église.

Dass dies keine Kirche werden soll, wissen wir schon eine Weile. Seit einigen Monaten wissen wir um so klarer: Es wird ein Aussichtsturm mit Versöhnungszentrum, Ausstellung und Kapelle. 

 

Steinerner Traum

Diejenigen, die von der Auferstehung der Garnisonkirche träumen, haben sicherlich die gewaltige Baumasse vor Augen, in historischer, fast authentischer Bauart Ziegel um Ziegel errungen. Sie freuen sich auf eine gelungene Kopie, deren steinerne Schönheit sie feiern möchten.

 

Der Schrecken

Diejenigen, die sich auf ein Versöhnungszentrum freuen, werden möglicherweise einen argen Schrecken bekommen, wenn sie dereinst in den Turm eintreten möchten. Rechts und links des Portals werden sich dann sandsteinerne Skulpturen mit Harnischen, geschmückten Helmen sowie Säbeln und Pistolen in den Blick schieben. Ein Versöhnungszentrum mit solch einem Portal?

Vielleicht werden dann doch bei einigen Besucher*innen Fragen entstehen, die uns seit einigen Jahren umtreiben und uns nicht zur Ruhe kommen lassen. 

 

Der Spott

Warum gibt es hier den dringend nötigen und im von der Stadtkirche Anfang der 2000er Jahre erarbeiteten Spirit of change geforderten „Bruch am Turm“ nicht? 

Wären klare Symbole des Friedens an dieser Stelle nicht angebracht? Ist es nicht verspottend, wenn zwar auf dem Sockel steht: Richte meine Füße auf den Weg des Friedens, sich in Überkopfhöhe dann allerdings Kriegswerkzeuge befinden?

 

Der Geist

Im Jahr 2002 hat der evangelische Kirchenkreis den unter Superintendent Herrn Althausen erarbeiteten „spirit of change“ beschlossen. Damit hat sich das Blatt gewendet. Waren vorher alle (bis auf einen) gegen den Wiederaufbau des Garnisonkirchturms gewesen, so wurde nun der Wiederaufbau befürwortet unter der Maßgabe des Wandels – des Bruchs am Turm. Dafür sollte u.a. auf dem Turm anstelle der barocken Turmzier mit den preußischen Machtinsignien nun das Nagelkreuz von Coventry angebracht werden. Es ist gelungen, die Kapelle zu einem Nagelkreuzzentrum zu machen, wie man es damals plante. Leider ist der Beschluss des Nagelkreuzes in Vergessenheit geraten. 

 

Das Ringen

Dem neuen Gebäude einen neuen Geist zu verleihen, war und ist doch das Anliegen der KirchenvertreterInnen dieser Stadt und dieses Landes. Dann sollte hier nun noch gerade rechtzeitig die Beschäftigung mit der äußeren Form und Aussage derselben beginnen, bevor alle vor vollendeten Tatsachen stehen.

 

Frieden

Landen wir hier bei einer Grundsatzfrage, was Frieden heißt: Bewaffneter Friede oder Schwerter zu Pflugscharen? Oder wird hier nur nicht ausreichend bedacht, welche Wirkung steinerner Bauschmuck hat? Dass hier eben nicht nur Pracht der Ausgestaltung AnhängerInnen findet, denen ganz gleich ist, was der figürliche Bauschmuck zeigt, aber die Kopie einer historischen Skulptur Wertschätzung erfährt.

 

Neue Bauplastik

Nicht erst in diesem Jahr gab es die Idee, den Bauschmuck des Turms  anders zu gestalten und sich mit einer  Ausschreibung an KünstlerInnen aller Länder, mit denen es noch immer einer Versöhnung nach dem zweiten Weltkrieg bedarf, um Ideen und Entwürfe dafür zu bitten. In der Stiftung Garnisonkirche, im Nagelkreuzzentrum wurde vor einigen Jahren darüber gesprochen. Das Vorhaben ist offenbar im Sand verlaufen. Philipp Oswalt hat mit seinem eigenen Vorschlag Anfang diesen Jahres noch einmal die Öffentlichkeit wachgerüttelt. 

Man munkelt, der figürliche Schmuck sei bereits in Arbeit - Kopien der historischen und kriegsverherrlichenden Attribute und Waffen. 


Der Dreiklang

Schon allein der bildliche „Dreiklang“ auf der homepage der Stiftung Wiederaufbau Garnisonkirche mutet an wie Hohn: 

Erbauung, Sprengung, Wiederaufbau

Wo ist hier von der Zerstörung durch Bomben 1945 die Rede? 

Auf der Startseite zur Geschichte des Gebäudes wird jene Geschichte nur in Teilen beleuchtet: in denjenigen, die den Wiederaufbau gut zu erzählen vermögen. Als wäre eine intakte Kirche gesprengt worden. Dabei war sie vorher bereits dem Streben des Militärs nach Sieg zum Opfer gefallen. 

Wir brauchen den Bruch am Turm

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